Wie oft muss man messen um den Farbort eines Farbmusters zu ermitteln?
Bei einer Mehrfachmessung von Mustertafeln an unterschiedlichen Positionen erhält man unterschiedliche Farbörter. Der arithmetische Mittelwert der gemessenen Farbörter ist der mittlere Farbort der
Mustertafel. Einheitliche, farblich homogene Farbmuster (RAL-Farbmusterkarten, selbst erstellte Referenzmuster, Ankerstandards) liefern eine enge Streuung der Messwerte um den mittleren Farbort,
uneinheitliche Farbmuster (Holz, gemusterte Textilien, Effektlacke) zeigen dagegen eine stärkere Streuung der Messwerte um den mittleren Farbort.
Wie oft man messen muss, hängt davon ab, wie reproduzierbar der Messwert sein soll und wie groß der Fehler sein darf, mit dem ein Messwerte behaftet sein darf. Als Faustregel gilt: der mittlere
Farbort sollte aus mindestens fünf Einzelmessungen gebildet werden. Besser sind zehn oder mehr. Wir messen je nach Fragestellung mit einer unterschiedlichen Anzahl von Einzelmessungen. Um die Praxis
in der Industrie zu simulieren verwenden wir fünf Einzelmessungen bei homogenen Farbmustern, wenn wir genau messen möchten 20 Einzelmessungen. Auf Holzoberflächen verwenden wir 50
Einzelmessungen.
mehr dazu: Estimation of Errors in Color Measurement
Wie erkennt man Ausreißer?
Ein Ausreißer ist Messpunkt, der nicht zur Grundgesamtheit der Messwerte gehört. Die von uns angewandte Methode basiert auf Verfahren der Multivariaten Statistik (weiterführende Literatur: R. L.
Mason und J. C. Young, Multivariate Statistical Process Control with Industrial Applications, ISBN 0-89871-496-6; D. C. Montgomery, Statistical Quality Control, ISBN 978-0470-23397-9).
Man ermittelt die Lage des Prozesses und seine Streuung. Dazu führt man eine bestimmte Anzahl von Messungen durch, errechnet den mittleren Farbort und alle Varianzen und Covarianzen bezüglich des
mittleren Farbortes in den Lab-Koordinaten (in CIELAB oder in DIN99). Manchmal ist es sinnvoll dazu in das Differenzkoordinatensystem ΔL,Δa,Δb zu wechseln. Dabei liegt der mittlere Farbort im
Koordinatenursprung. In der Regel erhält man keine gleichmäßige Verteilung der Messpunkte um den mittleren Farbort, sondern eine Streuung, die sich durch ein Streuellipsoid beschreiben lässt. Solche
Streuellipsoide sind mehr oder weniger lang gestreckt. Häufig haben sie die Form eines Surfboards und sind lang gestreckt.
mehr dazu: G. Meichsner und R. Hiesgen, Farbe als Qualitätskriterium, Farbe & Lack 119/5 (2013) 20 - 27